Umweltgerecht Genießen: Der Nachhaltigkeits-Trend im Whisky-Geschäft

Das Thema Nachhaltigkeit ist mittlerweile überall im Trend. Ob in der Küche, im Badezimmer oder in der Putzkammer: vielen Konsumenten ist es wichtig so zu kaufen und auch zu Essen und Trinken, dass die Umwelt möglichst wenig beeinträchtigt wird. Nun auch in der Hausbar, denn auch Whisky-Fans legen zunehmend Wert auf einen umweltgerechten Genuss. Aufgrund des CO2 Ausstoßes bei langen Transportwegen von Rohstoffen und Fässern sowie der Produktion der Flaschen und Fässer ist dieser Gedanke auch nicht unbegründet. 

Die Nachhaltigkeits-Strategie der Scotch Whisky Association
2021 veröffentlichte der Scotch Whisky Verband, die SWA ihre ‘Sustainability Strategy ‘ also Nachhaltigkeits-Strategie. Dabei geht es darum auch in der Whiskyherstellung die Natur zu schützen, Ressourcen zu schonen und Emissionen gering zu halten. Die Sustainability Strategy baut auf der bereits 2009 etablierten Environmental Strategy (Umweltstrategie) auf.
2020 fasste ein Statusbericht die bereits erreichten Ziele dieses Vorhabens zusammen:

  • Der Ausstoß von Treibhausgasen in Whisky Produktionsstätten konnte um 34% reduziert werden.
  • Über 25% der Primärenergie wird aus nichtfossilen Brennstoffquellen bezogen (2016 waren es noch 21%).
  • Die Wassereffizienz in der schottischen Whisky Industrie hat sich seit 2012 um 22% verbessert.
  • Nur noch 1% des Abfalls muss auf Mülldeponien entsorgt werden (2016: 4%).

Die SWA räumt aber auch Entwicklungen ein, die nicht mit der Nachhaltigkeitsstrategie einhergehen. So konnte das Verpackungsgewicht im Großen und Ganzen nicht reduziert werden. Im Gegenteil ist es seit 2012 um durchschnittlich 2,6% gestiegen, wofür vor allem das wachsende Premiumsegment in der Scotch Whisky Branche verantwortlich ist.

Nun möchte die SWA einen Schritt weiter gehen und bis 2040 Netto-Null-Emissionen erreichen. Im Klartext bedeutet dies, dass man bis in 18 Jahren nicht mehr auf fossile Brennstoffe angewiesen sein möchte, sondern erneuerbare Energiequellen nutzt, Scotch Whisky ausschließlich auf Schienen oder in elektrischen Fahrzeugen transportiert wird, oder etwa in komplett recyclebaren, nachhaltig gewonnenen Materialien verpackt sein wird. Um das große Ziel ‘Net Zero1‘ bis 2040 zu erreichen, hat man sich bis dahin einige Zwischenziele gesetzt. So möchte man etwa bis 2025 eine so genannte Kreislaufwirtschaft etablieren, in der alle Verpackungsmaterialien wiederverwendet, recycelt oder kompostiert werden können. Bis 2035 möchte man Umweltvorteile für das Gemeinwohl schaffen, etwa indem man eine aktive Rolle in der Wiederherstellung und Erhaltung der schottischen Torflandschaft spielt.

Praxisbeispiele: Nachhaltige Brennereien

In der Theorie klingt das natürlich alles ganz prima! Doch was bedeutet dies nun in der Praxis und im Whisky-Produktionsalltag? Einige Brennereien gehen mit gutem Beispiel voran und etablieren Prozesse, die eine nachhaltige Whisky-Herstellung fördern. Egal ob alteingesessene Brennereien, die ihre Methoden überdenken oder junge Destillen mit komplett neuen Produktions-Konzepten. Bei Bowmore, zum Beispiel, steigt die Hitze, die für die Destillation produziert wird, weiter nach oben, wo auf dem Malzboden zeitgleich die Gerste getrocknet wird. Zusätzlich wird auch ein Islay-Gemeinschaftspool mit der Energie beheizt. Bei Macallan befinden sich grüne Dächer auf der 2018 neu eröffneten Brennerei, die Lebensraum für heimische Vögel und Insekten bieten. Zudem wird das Kühlwasser aus dem Fluss Spey hinterher, bis auf einen spärlichen verdunsteten Anteil, wieder in den Fluss zurückgeleitet. Eine andere Islay-Brennerei, Bruichladdich, hat sich das Ziel gesetzt bis 2025 in der Destillation ‘Net Zero‘ zu werden, andere Produktionsschritte sollen folgen. Der Weg dorthin führt über grüne Wasserstoffproduktion durch grüne Energie und Wasser-Elektrolyse, im Gegensatz zu den konventionellen Gasen, die CO2 freisetzen. Zunächst löst man dies durch einen grünen Energietarif, jedoch hofft man, dass in den nächsten Jahren erneuerbare Energien auch aus dem Umfeld Islays bezogen werden können, etwa über Windenergie.

Die 2017 neu eröffnete Highland Brennerei Nc’Nean hat sich ökologische Qualität und Nachhaltigkeit von vornherein auf die Fahne geschrieben: Recycelte und biologisch abbaubare Verpackungen und die Verwendung von 100% erneuerbaren Energien machen Nc’Nean zu einer offiziell anerkannten ‘Net Zero Brennerei‘ (denn die wenigen Emissionen, die anfallen, macht man durch das Pflanzen von Bäumen wieder wett). Die 2013 eröffnete Highland Brennerei Arbikie wendet die sogenannte ‘field-to-bottle‘ Herangehensweise an: alle dort hergestellten Spirituosen, auch Gin und Vodka, sind aus Rohstoffen, die auf dem eigenen Gelände wachsen. Die Gerste wird auf dem eigenen Gelände biologisch angebaut, das beim Maischen anfallende Draff bekommen die Rinder zu fressen, deren Mist wiederum als Dünger eingesetzt wird. Seit 2014 gibt es, ebenfalls in den schottischen Highlands, die Ardnamurchan Brennerei, die alle Energie und Heizkraft aus regionalen erneuerbaren Ressourcen bezieht: Genauer gesagt stammt sie aus einem Biomasse Boiler, der mit Holzhackschnitzeln aus einer lokalen Forstwirtschaft betrieben wird oder wahlweise in Form von Wasserenergie aus einem nahegelegenen Fluss, der auch das Kühlwasser der Brennerei stellt. Zusätzlich sind die Whisky-Verpackung aus 100% recyceltem Material und auch hier wird das Draff an Tiere verfüttert.